Vervirung ….oder Angst verbindet

Vervirung…. oder Angst verbindet

 

„Du musst Maske tragen, Nase und Mund bedecken, du darfst nicht umarmen, du musst impfen gehen“. Das wird dir angeraten, empfohlen und befohlen du, die immer für ihr Selbstbestimmungsrecht gekämpft hat, für deine Freiheit, frei zu sein von autoritären und beherrschenden Vätern, von bevormundenden Müttern, allwissenden Lehrerinnen, Ärzten und Ärztinnen, verständnislosen Behörden. Nun hattest du endlich verstanden, dass dein Körper dir gehört.  Du hast deine Grenzen gezogen, du hast dich gut geschützt und verteidigt. Nun wolltest du endlich Ruhe haben von den Verboten und Geboten des Umfelds, der Gesellschaft, der Kirche und Medizin. Und jetzt?

 

Aus bisher nicht verstehbaren Gründen und Ursachen kam ein unsichtbares Virus ins Land, in die Welt und verbreitete sich rasch.  Man konnte es nicht sehen, nicht wie die Pest an Beulen sichtbar wurde, oder die Kinderlähmung als Bewegungshinderung.  Man sah nur die Wirkung im Fernsehen durch Bilder aus Krankenhäusern und Intensivstationen.  Die Bilder waren einander ähnlich und man wusste nicht, ob das Wirklichkeit war. Angst und Misstrauen waren die schädlichen Nebenwirkungen des Virus: Covid 19 oder auch Corona usw. wurde es genannt.

 

Du fühlst dich nun sehr bedroht, deine Angst wächst, viele andere versuchen etwas zu erklären, warum und wer wieso und ob das überhaupt stimmt, viele Fakten und Versuche von Wahrheit schwirren mit dem Virus gleichzeitig durch die Luft, landet in Gehirnen und Herzen und bringt die Menschen in Verzweiflung. Du fühlst dich unverstanden, weil niemand deine Angst und deine Wut verstehen kann. Du hast Angst, dass man dich für verrückt erklärt.

 

Ist alles verrückt, oder müssen wir unsere Gedanken und Gefühle verrücken? Uns vereint die Angst vor der Krankheit, vor den Wirkungen des Virus und letztlich vor dem Tod. Die Meldungen über Verstorbene an oder mit dem Virus, flimmern täglich über die Bildschirme. Die Menschen, die an Herzinfarkt, bei einem Verkehrsunfall oder Suizid gestorben sind, werden nicht gezählt und gemeldet. So scheint es, als wäre Corona die einzige Todesursache. Der sonst vermiedene Tod, das Sterben schleicht sich durch die sonst verschlossenen Ritzen der Seele in die sicherheitsbedürftigen Menschen. Es war doch alles so sicher, außer die Politik, auf die kann man sich sowieso nicht mehr verlassen … Lügen, Korruption und Intrigen verwirren und empören uns. Es entsteht ein Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit. Diese schlägt bei manchen um in Wut und Zorn, sie bedrohen Menschen, die Wissenschaft für sinnvoll halten, sie gehen auf die Straße, manche still, manche sehr laut.

Wer hat nun recht, was ist richtig, woran soll ich glauben?

Das Vertrauen verschwindet, Misstrauen wächst. Es scheint so, als ob eine ganze Gesellschaft die brüchige Basis spürt und nach Halt und Sicherheit schreit und bittet.

 

Was ist die Wahrheit, gibt es die? Können wir mit verschiedenen Wahrheiten, Fakten oder Meinungen umgehen? Wie soll man etwas beurteilen, sich entscheiden wenn sovieles nebeneinander „wahr“ sein könnte? Wem vertraust du? Wie überprüfst du Fakten?

Das wurde nie in der Schule, Kirche oder sonst wo gelehrt. „Denken tun nur die Pferde, die haben größere Köpfe“ sagte einmal ein Chef zum Lehrmädchen. Die großen Religionen haben uns die EINE Wahrheit verkündet und infrage stellen war verboten. Entweder du glaubst oder du glaubst nicht. Die Illusion einer absoluten Wahrheit entspringt vermutlich aus dem Wunsch nach totaler Sicherheit.

 

Und dann gibt es noch die GROSSE Medizin, durch Jahrhunderte gestaltet von mächtigen Männern, die „Götter in Weiß“, nannte man sie. Diese Erhöhung und Machtzuschreibung wurde von gerne angenommen, von Patient*innen, die in ihrer Not gerne alles glauben wollen, genährt. Auch die Medizin muss lernen, sich mit sogenannter einfacher Sprache zu verständigen und ihren Jargon verändern.

 

Plötzlich werden viele Menschen, junge, alte, arme und reiche, panisch, ängstlich oder aggressiv. Ihr Vertrauen in die ohnehin korrupte Politik, in die Wissenschaft, die sie nicht verstehen können, wird doppelt erschüttert: Man fühlt sich übersehen und bevormundet zugleich. Und die Angst wird zur Ängstlichkeit und wird mächtiger als die Vernunft.  Die gemeinsame Angst wird nicht wahrgenommen, sondern gegeneinander  gerichtet.

Wir müssen Abstand halten und dürfen einander nicht berühren, begegnen, das macht sie misstrauisch…die Anderen werden plötzlich zur Bedrohung!

„Das Virus ist immer und überall…“

 

Eine Hilfestellung und gleichzeitige Bedrohung taucht am Horizont auf: Die Impfung und ab 2022 die Impfpflicht‼

 

Die, die Angst vor der Krankheit haben, sie schützen sich und gehen impfen. Die Anderen, die Angst vor der Impfung haben, protestieren, ziehen sich zurück, entwickeln eigeneartige Theorien, alle versuchen ihre Ohnmacht zu überwinden und zu „handeln.“

 

Es ist gefährlich, wenn man in Not gegeneinander kämpft, da gehen alle unter: wie auf einem Boot, das in Sturm gerät, da muss man sich aneinander halten und das „Notwendige“ tun. Das Kommando muss man kurzfristig dem Kapitän überlassen, da kann nicht diskutiert werden. Wenn es alle überleben, kann man über die anderen Möglichkeiten, die man gehabt hätte, reden.

Not braucht unbedingtes Miteinander, auch wenn es sehr schwierig ist, die jeweilige andere Seite zu verstehen.

Ich denke an die benachteiligten, verzweifelten und ratlosen Mitmenschen und ich erinnere mich an ein Gebot, ein humanistisch christliches religiöses Menschengebot: “ Liebe deinen Nächsten und dich selbst“, Mit- Menschlichkeit  ist die einzige Chance wie wir alle miteinander überleben können. Das bedeutet Eigenverantwortung und Mitverantwortung!

 

Wir könnte uns verbinden: im Nichtwissen und gemeinsamen Suchen nach der besten Lösung. Was wir wissen ist, dass Impfungen Krankheiten ausgerottet haben, viele Krankheiten sind verschwunden, Viren wird es immer geben, sie gehören zum Leben.

 

Wie kannst du dich schützen? Bist du unverletzlich? Bedeutet Impfung, dass nur du dich schützt oder kannst du auch dir vorstellen, dass du damit die gemeinsame Gesundheit unterstützt? Kannst du dir das vorstellen und welche Informationen brauchst du dazu damit du es wissen kannst und nicht nur glauben? Woher stammen deine Informationen und Fakten?

 

Wie und wo könnte diese Kommunikation stattfinden? Im Internet? In Pfarrsälen, in Gemeindezentren, in Bildungshäusern, in Theaterräumen? In der Kunst? Wer geht redet mit Menschen, die nicht seinem/ihrem Denken entspricht?

20 Tage später

 

Ich bin positiv. Coronapositiv. 3mal geimpft und trotzdem angesteckt. Ich weiß nicht wo und von wem. Waren es die Nachbarn? Oder im Zug oder… Es ist nicht klärbar und auch unwichtig. Überraschend ist es: was wäre, wenn ich nicht den Wohnzimmertest vor dem geplanten Weihnachtsbesuch gemacht hätte? Und dann den Testungen nicht gefolgt wäre? Hätte ich dann Menschen angesteckt? Womöglich Ungeimpfte, Ungeschützte? Ich checke die Menschen nach ihrer Gefährdung und merken, dass alle in meinem Umfeld geimpft sind: fast alle. Und ich bin froh dreimal geimpft zu sein, spüre keine Symptome und genieße auch die Ruhe und den erlaubten Rückzug. Die Beziehungen zur Familie und Freund*innen sind stark genug, sie überdauern auch ein „ungefeiertes“ Fest, eines, dass wir nicht leiblich erlebt haben. Plötzlich, eines Abends überkommt mich ein Gefühl des „Ausgeschlossen seins“: ich, wir können nicht am traditionellen Neujahrskonzert, das wir bisher gemeinsam feierten, teilnehmen, die Fotos und Videos des Familientreffens berühren diese Stelle auch: „Nicht dabei sein dürfen“, ausgeschlossen sein?! Um die Anderen zu schützen? Sie nicht anzustecken? Ich muss drinnen bleiben, darf niemanden treffen! Sie müssen draußen bleiben, dürfen nicht hinein…

 

Die „Ungeimpften“, eine Kategorie die es bisher nie gab, fühlen sich auch „ausgeschlossen“, die werden ausgeschlossen aus Kultur, Geselligkeit und Sport…und sie schließen sich durch ihre Weigerung und Skepsis selbst aus. Es macht viele resigniert, manche sehr wütend.

Auf etwas verzichten, nicht frei zu sein in den Entscheidungen, sich einer Regel unterwerfen, nicht alles und jederzeit tun dürfen, das passt nicht in unsere Zeit. Das passt uns nicht. Und hier taucht der mächtige Begriff“ Freiheit“ auf.

Kann ich dann noch Ich selbst sein?  Muss ich mich dann total anpassen und fügen? Bin ich nur ein Teil vom Ganzen? Bin ich nicht mehr das Ganze?

 

Die gesellschaftliche Unreife, Eigenverantwortung und Mitverantwortung zu leben, wurde in der konsumorientierten Zeit nicht gefordert.

Wir haben verlernt gemeinschaftlich zu denken, zu handeln und gleichzeitig eigenständig zu bleiben.

 

Die  Corona-Krise ist eine gesellschaftliche Entwicklungskrise,  verbunden mit Wachstumsschmerzen und geistigen Krämpfen. Die Lösung oder Erlösung liegt im Miteinander, in der Verbindung mit anderen Menschen und nicht im Blick nach oben, in Erwartung und gleichzeitiger Ablehnung von Autorität.

 

Nun warte ich auf den nächsten Test, ob ich dann wieder frei bin.  Ich bin frei. Es befreit mich, weil ich meine Gefühle und Gedanken in Worte fassen kann, sie be-schreiben und dir mit-teilen kann.

Schreibe deine Gedanken nieder und teile sie jemanden mit, der anders denkt!

 

Auguste, zwischen Dezember 2021 und Jänner 2022